Sieben Etappen auf dem Weg zu Ihrem eigenen Gründach
Zu den SolardachtippsGründächer sind Bauwerksbegrünungen, die das Klima schützen und der Stadt ein attraktives äußeres verleihen. Auch Sie wollen von den vielen Vorteilen einer Dachbegrünung profitieren und zum Beispiel die Lebensdauer Ihres Dachs verlängern und Energiekosten einsparen? Im Folgenden wird auch für den Laien in sieben Etappen verständlich dargelegt, wie die Errichtung eines Gründachs funktioniert und was dabei zu beachten ist. Dabei gibt es keine gravierenden Unterschiede im Umgang damit, ob Sie eine Extensiv- oder eine Intensivbegrünung herrichten wollen.
Die beiden Formen des Gründachs unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Bepflanzungsintensität. Während extensiv begrünte Dächer aus niedrigwüchsigen Pflanzen bestehen, die einen geringen Pflegeaufwand mit sich bringen, können intensiv begrünte Dächer kleine Gehölze und Bäume beherbergen. Somit lassen sich diese auch zum Aufenthalt nutzen, was jedoch dem Pflegeaufwand eines Gartens gleichkommt.
Bitte beachten Sie: Für eine detailliertere und weitere Beratung abseits dieses Leitfadens wenden Sie sich bitte an einen Fachbetrieb vor Ort. Dies sind in der Regel Betriebe des Garten- oder Landschaftsbaus.
1. Etappe: Eignung und Zustand des Dachs
Überprüfen Sie anhand des Gründachkatasters, ob sich Ihr Dach grundsätzlich für eine Begrünung eignet. Dies dient Ihnen als erste Orientierung. Darüber hinaus lohnt sich ein Blick auf die Detailansicht. Diese beinhaltet erste Anhaltspunkte in Bezug auf die nutzbare Dachfläche, der zurückgehaltenen Regenmenge, der CO2-Einsparung et cetera.
Fällt die Überprüfung der Eignung positiv aus, stellen sich zusätzlich folgende Fragen, die zwingend zu klären sind:
Ein Gründach wird für einige Jahrzehnte errichtet. Dementsprechend darf Ihr Dach nicht renovierungsbedürftig sein und muss während dieser Zeit über die passende Statik verfügen. Ist eine Dachsanierung in naher Zukunft abzusehen, sollte diese vor beziehungsweise zeitgleich mit der Errichtung des Gründachs durchgeführt werden.
Bitte beachten Sie: bei Asbestzementdächern ist gemäß der Gefahrenstoffverordnung eine Überdeckung (auch durch eine Dachbegrünung) nicht zulässig!
In der Regel sind extensive Dachbegrünungen genehmigungsfrei. Intensive Dachbegrünungen, gerade wenn diese begehbar sind und als Dachgarten fungieren, erfordern in den meisten Fällen eine Baugenehmigung. Sprechen Sie den/die Vertreter:in Ihres gewählten Fachbetriebs (siehe dritte Etappe) und das örtliche Bauamt unbedingt darauf an!
Ist dies der Fall, kann eine Dachbegrünung nur mit entsprechender Genehmigung der zuständigen Unteren Denkmalbehörde hergestellt werden. Daher sollten Sie sich, bevor Sie in eine Planung einsteigen, als Erstes bei der Unteren Denkmalbehörde informieren.
Bitte beachten Sie: der Schutz erstreckt sich gegebenenfalls auch auf Nachbargebäude eines Denkmals oder auf ganze Ensembles.
Oftmals kommt es vor, dass Gestaltungssatzungen konkrete Aussagen dazu treffen, wie Dächer im Geltungsbereich baulich zu gestalten sind. Eine solche Satzung wird von der Gemeinde erlassen und dient zum Beispiel dazu, das Erscheinungsbild einer historischen Altstadt zu schützen. Dementsprechend sollten Sie prüfen, ob Ihr Haus von einer Gestaltungssatzung betroffen ist und welche Regelungen für (Grün-)Dächer getroffen wurden.
Bitte beachten Sie: um sicherzugehen, dass auch gegebenenfalls weitere kommunale Bauvorschriften der Errichtung eines Gründachs nicht im Weg stehen, empfiehlt es sich, das örtliche Bauamt frühzeitig in Ihre Planung zu involvieren.
Können die Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, fahren Sie mit der zweiten Etappe fort.
2. Etappe: Entscheidung für eine Begrünungsform
In diesem Schritt sollten Sie sich, wenn nicht bereits im Vorfeld geschehen, die Frage stellen, welche Art von Begrünung Sie auf Ihrem Dach realisieren möchten. Reicht Ihnen eine Extensivbegrünung, mit der Sie von den vielen Vorteilen eines Gründachs profitieren oder wollen Sie zusätzlich eine nutzbare Freifläche in Form eines intensiv begrünten Dachs schaffen, die Sie zur Erholung nutzen können? Können Sie sich bereits erste Pflanzen vorstellen, die Sie in jedem Fall auf Ihrem Dach haben möchten? Basis für diese Entscheidung sind Ihre persönlichen Präferenzen, aber vor allem auch Dachneigung, Statik und finanzielle Mittel. Darüber hinaus sollten Sie überlegen, ob ein Regenwasserbewirtschaftungssystem in Ihrem Fall nützlich sein könnte. Somit wird im Einzelfall zusammen mit einem/einer Experten/Expertin entschieden, was notwendig ist und sich realisieren lässt. Es ist jedoch sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, bevor Sie mit der dritten Etappe beginnen.
3. Etappe: Beratung vor Ort und die Wahl des Angebots
Im nächsten Schritt ist es notwendig, individuelle Beratung durch einen/eine Experten/Expertin zu suchen. Kontaktieren Sie hierzu Fachfirmen aus dem Bereich des Garten- oder Landschaftsbaus, die Erfahrung mit Dachbegrünungen haben und Sie kompetent unterstützen können. Ein/Eine Mitarbeiter:in der entsprechenden Firma wird sich zunächst Ihr Dach genau ansehen, die statische Eignung abschätzen und gegebenenfalls erste Vorschläge zur Begrünungsintensität und Bepflanzung machen. Da diese Dienstleistung nicht immer kostenlos ist, sollten Sie sich zuvor nach dem Honorar erkundigen.
Ist die erste Begutachtung abgeschlossen, erhalten Sie kurz darauf ein Angebot von Seiten des Fachbetriebs. Um eine gute Vergleichbarkeit zu gewährleisten, sollten Sie Angebote von mindestens drei Unternehmen einholen. Zur Absicherung der Entscheidung, sowie bereits vor dem Einholen der Angebote können Sie auch einen/eine unabhängigen/unabhängige Berater:in hinzuziehen.
Wenn Sie sich für ein Angebot entschieden haben, können Sie mit Etappe 4 fortfahren.
4. Etappe: Finanzierung sichern
Damit das passende Angebot angenommen und das Vorhaben umgesetzt werden kann, muss die Finanzierung sichergestellt werden. Es empfiehlt sich, bereits frühzeitig eine Finanzierungslösung ins Auge zu fassen und diese über die gesamte Dauer der Planung stets zu berücksichtigen.
Um das benötigte Eigen- und vor allem Fremdkapital zu senken, empfiehlt es sich, eine Förderung in Anspruch zu nehmen. Diese Möglichkeit existiert mittlerweile vielfach von Kommunen aus, die einen nicht unerheblichen Teil der Kosten eines Gründachs per Direktzuschuss fördern. Des Weiteren stellt die Kreditanstalt für Wiederaufbau, als staatliche Bankengruppe, zinsgünstige Förderkredite und Zuschüsse, im Rahmen des Förderprogramms „Energieeffizient Sanieren“, zur Verfügung, wenn Sie sich ein Gründach im Rahmen einer Dachdämmung zulegen.
Erkundigen Sie sich bei Ihrer Hausbank über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten, oft stellt diese attraktive Kredite zur Verfügung. Entscheiden Sie gemeinsam, welche Art der Finanzierung am besten auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der gesamte Finanzierungsprozess sollte von nun an, in enger Abstimmung mit Ihnen, über Ihre Hausbank laufen.
Bitte beachten Sie: In der Regel darf vor Erhalt der Zusage für einen Kredit oder eine Förderung, nicht mit dem Bau des Gründachs begonnen werden.
Da nun Klarheit über die Beschaffung der finanziellen Mittel herrscht, kann mit der fünften Etappe begonnen werden.
5. Etappe: Auftrag vergeben und Leistungen überwachen
Das favorisierte Angebot liegt Ihnen vor und die Finanzierung ist gesichert? Dann sollten Sie den Auftrag vergeben. Achten Sie dabei unbedingt auf die Zahlungsmodalitäten. Vereinbaren Sie möglichst einen konkreten Fertigstellungstermin und beziehen Sie sich bei jeder Korrespondenz immer auf das Angebot.
Achten Sie bei der Leistungserbringung auf die Ausführung, das heißt vergleichen Sie die Arbeitsschritte mit dem vorher abgesprochenen und im Angebot aufgeführten Ablauf. Ziehen Sie eventuell einen/eine unabhängigen/unabhängige Berater:in oder erfahrenen/erfahrene Nachbar:in hinzu.
Ihr Gründach wird nun in absehbarer Zeit errichtet. Damit alles reibungslos abläuft und Sie Kosten sparen können, sollten Sie mit Etappe 6 fortfahren.
6. Etappe: Information an die Stadtentwässerung
Für das von Ihnen zu entsorgende Schmutz- und Regenwasser erhebt die Gemeinde Abwassergebühren. Gerichtsurteile höhergerichtlicher Instanzen haben den früher üblichen „einheitlichen Frischwassermaßstab", nach dem die Höhe der Gebühr am Verbrauch von Frischwasser bestimmt wurde, für unzulässig erklärt. Grund dafür ist, dass zwar ein Zusammenhang zwischen verbrauchtem Frisch- und Schmutzwasser, jedoch in der Regel kein Zusammenhang zwischen verbrauchten Frisch- und in die Kanalisation eingeleitetem Regenwasser bestünde. Darüber hinaus benachteilige die Regelung große Haushalte, die eine höhere Gebühr bezahlen müssen, obwohl sich die Niederschlagsmenge dadurch nicht verändert.
Das führt dazu, dass viele Kommunen eine Abwassersatzung beschlossen haben, welche getrennte Gebühren für die Entsorgung von Schmutz- und Regenwasser erhebt. Die Höhe der Gebühr für Niederschlagswasser orientiert sich dabei am Anteil der versiegelten Flächen eines Grundstücks, da diese die Versickerung unterbinden und eine Einspeisung in die öffentliche Kanalisation notwendig machen. Da Ihr Haus in der Regel einen Großteil der versiegelten Grundstücksfläche ausmacht und das Gründach fortan viel des anfallenden Regenwassers speichert und nicht mehr ableitet, wird Ihre Gebühr deutlich reduziert. Informieren Sie sich, ob Ihre Kommune über eine gesplittete Abwassersatzung verfügt und setzen Sie Ihren zuständigen Entwässerungsbetrieb im Falle dessen darüber in Kenntnis, dass Sie nun über ein Gründach verfügen.
Mit der folgenden Etappe 7, schließen Sie die Errichtung Ihres Gründachs ab und sichern es für die Zukunft.
7. Etappe: Versicherung und Pflege
Als letzten, aber sehr wichtigen Schritt, sollten Sie die Dachbegrünung bei Ihrem/Ihrer Versicherungsvertreter:in melden. Damit Ihr Dach den optimalen Versicherungsschutz genießt, sollte die Meldung möglichst zeitnah erfolgen.
Um sich bestmöglich auf dem Dach etablieren zu können, benötigen die Pflanzen circa ein Jahr eine gesonderte Pflege, die sogenannte Fertigstellungspflege. Um diese individuellen Anforderungen sorgt sich jedoch der von Ihnen beauftragte Fachbetrieb. Danach ist der Pflegeumfang abhängig von der Bepflanzungsintensität. Eine extensive Begrünung ist mit ein bis zwei Wartungen pro Jahr recht pflegeleicht. Intensive Begrünungen benötigen eine größere Zuwendung. Hier kann man von drei bis zehn Mal pro Jahr ausgehen, abhängig von der letztendlichen Bepflanzung. Einfache, klassische Gartenarbeiten, können Sie selbst durchführen. Nichtsdestotrotz empfiehlt sich für alles Weitere die Beauftragung eines Fachbetriebs, da Gründächer spezielle Pflanzenkenntnisse erfordern und die Arbeit auf dem Dach nicht ungefährlich ist. Der Fachbetrieb führt die Arbeit professionell und gesichert durch. Sie können die regelmäßigen Wartungsmaßnahmen auch mit dem Fachbetrieb, der Ihr Gründach anlegt, bereits im Vorfeld vertraglich mitvereinbaren.